Laskerkiez


Demo gegen Gentrifizierung: 16. Dezember 2023 – 18:00 Uhr – Persiusstraße 11, 10245

im Anschluss: Winterfest 20:00 Uhr in der neuen Zukunft am Ostkreuz (Alt-Stralau 68)

Überall Büros, nirgendwo Gerechtigkeit!

Seit dem Jahr 2021 sieht sich der Friedrichshainer Laskerkiez einer massiven Gentrifizierungswelle ausgesetzt, die seinesgleichen sucht.

Zur Erinnerung: 2021 kündigte der Kölner Immobilieninvestor Pandion sein großspuriges Projekt eines Ostkreuz Campus an. Es folgten weitere Luxusbauprojekte von Trockland (Alaska), „The FIZZ“ von International Campus, die „Dockyard Waterfront Offices“ an der Spree und Axis Offices der Streletzki Gruppe am Ostkreuz.

Wie sich also erkennen lässt, geht die Tendenz der Investor*innen und Unternehmen hier klar in eine Richtung: Büroraum soll es werden, der hier die Anwohner*innen und alteingesessene Kiezinstitutionen gnadenlos verdrängt. Wichtige Institutionen in unserer Nachbarschaft sind bedroht oder mussten uns in diesem Jahr bereits verlassen, erinnert sei hier an den Postspäti „Filmfreund“ an der Corinthstraße 50. Seit nun knapp einem halben Jahr ist der Laden leer und die Nutzung der nachbarschaftlichen Treffpunkte an der Ecke Corinthstraße/Bödikerstraße hat nachgelassen. So kommt ein nachbarschaftlicher und lebenswerter Kiez zum Erliegen. Im Internet wird der Postspäti u.A. als „Bürofläche“ angeboten, auf einen Späti oder einen Imbiss möchte sich der Eigentümer Friedrich G. Hoepfner partout nicht einlassen.  Der Laskerkiez ist dabei ein Sinnbild für einen Kiez der von der Politik jahrelang dem freien Markt überlassen wurde. Jede*r konnte sich mit Geld ein Stückchen holen und kaufen, nun müssen wir als Bewohner*innen ausbaden was große Unternehmen mit uns und unserer Nachbarschaft vorhaben. Der Kiez wird voller: Viele Menschen ziehen neu in unseren Kiez, viele weitere werden hier bald zum Arbeiten zu den unzähligen Büros pilgern. Es fehlt allerdings massiv an Infrastruktur für ein Kennenlernen, Begegnen und Vernetzen. Die wenigen Projekte hier im Kiez wie das Nachbarschaftszentrum Rudi und die „Zukunft am Ostkreuz“, für deren Erhalt bzw. Weiterbetrieb wir hart kämpfen mussten (mit Erfolg), reichen bei Weitem nicht aus.

Daher fordern wir mehr sozialen Raum! Jede freie Gewerbefläche in unserem Kiez, und davon gibt es aktuell so einige, geht an irgendein shady-business oder Büroprojekt. Uns reichts! Dieser Kiez war einst lebenswert und im Gegensatz zu vielen anderen Gegenden Berlins wo man nur noch nebeneinader herlebt, bildete der Laskerkiez eine gemütliche Ausnahme. Nun soll dem Kiez nach und nach Sargnagel für Sargnagel verpasst werden. Das dürfen wir nicht zulassen. Als Nachbarschaftsinitiative haben wir uns immer für den Erhalt von Kiezkultur und einem Miteinander eingesetzt. Wir stehen gegen ein Berlin der Investoren und des Kapitals. Wir müssen uns weiter vernetzen, Kennenlernen, unsere Forderungen und unsere Bedürfnisse in die Öffentlichkeit tragen und massiv gegen die Gentrifizierung und ihre Helfershelfer*innen in Politik und Verwaltung kämpfen. Darum ist unsere Demo ein weiterer Schritt zu einem „Kiez von Unten“ – Schließt euch an, die Demonstration wird in der neuen Zukunft am Ostkreuz (Alt Stralau 68) enden, wo wir ein gemeinsames Winterfest feiern wollen. Dort besteht Raum zum weiteren Vernetzen, Kennenlerne, für Karaoke, Plätzchen und literweise Glühwein.

Wir sehen uns auf der Straße und beim Winterfest! See you on the Streets in our Laskerkiez! 

Die Laskerkiez-Initaitive wünscht euch allen ein beschauliches Winterfest.

Laskerkiez


Wie schon in den vergangenen Jahren organisierten wir als „Laskerkiez“ in diesem Jahr einen Stolpersteinrundgang rund um den Lasker- und Rudolfkiez. Während wir die Veranstaltung in vorangegangenen Jahren immer im halböffentlichen Nachbarschaftskreis durchführten, entschieden wir uns in diesem Jahr für eine öffentliche Mobilisierung. Warum? Weil wir das Gefühl hatten, dass dies angesichts des rapiden Anstiegs antisemitischer An- und Übergriffe, insbesondere aufgrund des schwelenden Nahostkonflikts, dringend geboten ist. Auch im Laskerkiez war es zu antisemitischen Markierungen mit Davidstern an Häusern gekommen. Aber auch darüber hinaus hielten wir es für relevant mehr Menschen auf die Ereignisse vor 85 Jahren, in der Reichspogromnacht, hinzuweisen und zu sensibilisieren.

Zu unserer großen Verwunderung erschienen rund 60 Menschen aus unserer Nachbarschaft am angekündigten Treffpunkt, darunter auch viele Familien mit Kindern. Eine viel größere Anzahl als wir zunächst erwartet hatten. Gemeinsam besuchten wir 19 Stolpersteine in unserem Kiez und verlasen teils mehr, teils weniger gekürzte Informationen und Biografien der Deportierten, sofern diese bekannt waren. An einer Stelle sangen wir zusammen das Lied „Die Moorsoldaten“.  Unter den Personen, denen mit einem Stolperstein gedacht wird befanden sich nicht nur Jüd*innen, sondern auch kommunistische Widerstandskämpfer*innen (wie z.B. Paul Schiller für den wir bereits eine eigene Kundgebung organisiert haben) oder auch Mitglieder der Zeugen Jehovas. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle das Engagement von Nachbar*innen, die bereits im Vorfeld Infos zu einigen Stolpersteinen recherchiert hatten, die sich online nicht fanden. Auch wurden wir von Betreibenden des Bluesky Accounts @keinverblassen.bsky.social auf weitere Stolpersteine aufmerksam gemacht, die wir selbst nicht recherchiert hatten und die teils nicht online verzeichnet waren. Daher wird der Stolpersteinrundgang im nächsten Jahr noch Mal ergänzt und ausführlicher.

Nach knapp 2 Stunden war der Rundgang beendet. Nachbar*innen bedankten sich und nutzen die anschließende Zeit zum gemeinsamen Austausch und zum Kennenlernen.

Wir denken: Damit das „Nie Wieder“ auch wirklich ein „Nie wieder“ bleibt, müssen wir auf die Vergangenheit aufmerksam machen und aus ihr lernen. Antisemitische Kontinuitäten sollten aufgezeigt werden und wir müssen uns gemeinsam als Nachbarschaft mit allen Mitteln dagegen wehren. Rassismus und Antisemitismus dürfen dabei nicht gegeneinander ausgespielt werden, wie es gerade große Teile des öffentlichen Diskurses prägt.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden und möchten mit diesem kleinen Nachbereitungstext weitere Nachbarschaftsgruppen motivieren eigene Spaziergänge zu unternehmen. Insbesondere auch abseits der großen Gedenkdemonstration in Berlin-Moabit. Mit unserer Aktion haben wir vermutlich mehr Nachbar*innen erreicht, die ansonsten zu keiner Demonstration in einem anderen Teil in Berlin gekommen wären. Wir sehen es als unsere Aufgabe, unsere Kieze und unsere Nachbarschaft zu politisieren und vor Ort gemeinsam Aktionen zu organisieren.

Laskerkiez


09.11.23 – 18 Uhr – Corinthstraße 50, 10245 Berlin

„Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“ 
Ausschwitz-Häftling Primo Levi 1919 – 1987
 
Mit der Reichspogromnacht vom 09. November 1938 begannen die größten Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden seit Beginn der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Deutschland. Hunderte wurden ermordet und verschleppt, ihre Habseligkeiten geplündert, ihre Synagogen, Geschäfte und Wohnungen angegriffen und zerstört. Die Pogrome markierten den Übergang von der Diskriminierung gegen die deutschen Juden ab 1933 hin zu ihrer systematischen Vertreibung und Unterdrückung. 
 
Am 85. Jahrestag wollen wir gemeinsam mit Nachbar*innen Stolpersteine im Kiez putzen und die Biografien der Deportierten verlesen. Die Stolpersteine werden auch zum Gedenken an Widerstandskämpfer*inn, Sinti und Roma sowie Zeugen Jehovas und andere Minderheiten bundesweit verlegt. 
 
Im Zuge des aktuellen Krieges im Nahen Osten werden Juden nicht nur durch den Terror der Hamas, sondern auch durch Unterstützer*innen hierzulande zum Feind auserkoren. Antisemitismus erlebt einen neuen Aufstieg. Selbst hier im Laskerkiez wurden Häuser kürzlich mit Davidsternen markiert, wie in der damaligen Reichspogromnacht. Das wollen wir als Nachbarschaft nicht hinnehmen! Schließt euch an und gedenkt mit uns den Ermordeten und Deportierten!

Laskerkiez


Liebe Leute,
das diesjährige Suppe&Mucke Fest steht vor der Tür. Diesen Samstag, den 09.09.2023 ab
14 Uhr bildet Suppe und Mucke den Auftakt für das gemeinschaftlich organisierte „Spektakel auf
der Autobahn“ auf der A100 Vorhaltefläche – Alt-Stralau 68, 10245 berlin.
Denn die Autowüste droht, doch die Fläche lebt!
Auch dieses Jahr freuen wir uns, gemeinsam mit SONED, ZoffOff, Vetomat, Lasker Wiese, Kiez
Connect, Stäpa Kreuzberg-San Rafael del Sur, RuDi, Weinbar, Lasker Ini, die E-Lok, SfE Schule,
Stadtteilbüro Friedrichshain, MyGruni, Schenkladen, DW Enteignen und EUCH Suppen zu genießen,
in Austausch zu treten, leckeres weiteres Essen zu schlemmen, Minigolf zu spielen, bei Radio- und
Lockpicking-Workshops etwas zu lernen, sich im Siebdruck auszuprobieren und einige weitere
kleine und größere Überraschungen zu erleben.
Neben Suppe ist natürlich auch dieses Jahr wundervolle Live Mucke das Herzstück des Festes. Wir
freuen uns auf Konzerte und Performances von:
Blechpalast
14.00 – 14.45 NEVIS [Indie/Pop] https://nevismusik.de/
15.15 – 15.45 BOXI BARRÉ [Swing, Jazz] https://www.boxibarre.de/
16.15 – 17.00 SOLO PÁJAROS [Reggae, Cumbia] https://soundcloud.com/solo-pajaros
17.30 – 18.00 SMITH & SMART [HipHop] https://www.smith-smart.com/
18.30 – 19.15 CAYEYE [Salsa] https://www.instagram.com/cayeye.live/
20.00 – 20.45 TANGA ELEKTRA [Neo Soul] https://www.tanga-elektra.com/
21.00 – 22.00 DJ HÄGEN DAZ [DnB, HipHop] https://hearthis.at/hgen-daz/
Haltestelle
14:30 – 15:15 Tausendpixelkurzekante
15:45 – 16:30 Luis Krummenacher (Tata 2000)
17:00 – 18:30 LISA UEBEL & Solar Powered Moon Town
19:00 – 20:00 Mo et Moi
21:00 – 22:00 KommaKlaus und die 3 Ausrufezeichen

Am Ende des Tages könnt ihr euch dann auch noch auf eine Après Soup Party mit einem bunten
LineUp freuen. Der Ort wird auf dem Fest selbst bekannt gegeben!
Wie versprochen könnt ihr euch also auf ein vielfältiges Programm bei strahlender Sonne freuen.
Packt eure Sonnencreme und -hüte sowie Suppenlöffel ein und kommt vorbei. Lasst uns zeigen
was es alles für bessere Alternativen für diese Freiflächen gibt, statt sie für eine Autobahn zu
nutzen!!!

Das RuDi Nachbarschaftszentrum organisiert am Sonntag 10.09. auch einen Flohmarkt, bei
Interesse könnt ihr euch auch hierfür noch anmelden unter: kiez-aktionen.rudizentrum@nhu-
ev.org
Bis gleich! Beste Grüße,
Eure Suppe&Mucke Crew

Laskerkiez


  • Die Unternehmen Quarterback/International Campus wollten am Markgrafendamm ein exorbitant teures Luxuswohnprojekt für Studierende errichten
  • Während des Baus kam es zu vielen Komplikationen und Problemen, unter denen vorwiegend die Anwohner*innen der Häuser Markgrafendamm 6 und 10 zu leiden hatten
  • Die Häuser Markgrafendamm 6 und 10 wurden durch die Bauarbeiten des Unternehmens massiv beschädigt, Anwohner*innen lebten dadurch in ständiger Angst um Leib und Leben oder vor einem drohenden Zwangsauszug
  • Durch Dokumentation, Proteste und Pressearbeit konnte ein vorrübergehender Baustopp durchgesetzt werden, der anscheinend bis heute anhält
  • Viele fragen sich nun wie es weitergehen wird und was mit der Fläche passiert
  • Wir fordern weiterhin einen kompletten Stopp des Projekts und einen Rückkauf, damit die Fläche für etwas Sinnvolles zur Verfügung steht

 

Am Markgrafendamm wollte das Unternehmen „Quarterback“ das wahrscheinlich bisher dreisteste Luxusbauprojekt des gesamten Laskerkiez errichten: In Kooperation mit dem Unternehmen „International Campus“ soll hier das Studierendenprokekt „The FIZZ“ entstehen. Zimmer beginnend ab 18 qm kosten dort zwischen 800 und 900 Euro. Ebenso rücksichtslos wie die Geschäftsidee, waren die Praktiken die besagte Firma an den Tag legte. In letzter Sekunde wurden die Pläne, das Gebäude genau zwischen zwei Wohnhäusern mit überwiegend alter Bewohner*inneninfrastruktur zu errichten, gekippt. Stattdessen sollte sich das Gebäude nun in L-Form nicht nur zwischen, sondern auch vor dem Wohnhaus der Nummer 10 breit machen. Die Markgrafendamm 10 sollte also von dem Bauprojekt umschlossen werden. Dies setzte auch voraus das ein über 70 Jahre alter Kastanienbaum, den die Bewohner*innen sehr lieb gewonnen hatten, gefällt wurde. Vergeblich hatten sich die Bewohner*innen dafür eingesetzt, die Fällung hinauszuzuögern bzw. zu verhindern. Sie standen deswegen in Kontakt mit dem Grünflächenamt, doch die dort zuständige Person versprach zunächst den Bewohner*innen Bescheid zu geben, sobald er sein okay gibt (laut eigenen Aussagen hatte er bei dem „ob“ sowieso keinen Spielraum, es ging eher ums „wann“). Doch auf diese Aussage war kein Verlass. Eines morgens rückten plötzlich die Bagger an, versperrten den verdutzten Anwohner*innen den Weg zur Arbeit und fällten nach und nach den Baum unter den erschrockenen Augen der Nachbar*innen. Nicht minder rücksichtslos ging es dann weiter. Das Unternehmen zapfte Strom von den Stromleitungen der Bewohner*innen ab, sorgte für eine Wasserflutung des Kellers Markgrafendamm 10, kaufte kurzerhand das gesamte Gebäude des Markgrafendamm 10 und ließ später auch noch die Bauleiterin höchstselbst in eine freie Wohnung dort einziehen. Als es während der Bauarbeiten zu mehr und mehr Rissbildungen in den Häusern Markgrafendamm 6, 10, und 5 kam, besonders stark waren die Nummer 6 und 10 davon betroffen, wurde kein bisschen Einsicht gezeigt. Manchmal stürmten Bewohner*innen auf die Baustelle, da sie Sorge hatten ihnen würde gleích die Decke auf den Kopf fallen. Es folgten anberaunte Treffen, Gutachter*innen die kurze Baustopps verhängten, die aber schnell immer wieder gekippt wurden.

Wohl durch dilletantische Bauarbeiten kam es gar zu einem Unfall, bei dem am 28.04.2023 um 14 Uhr ein tonnenschwerer Stahlträger einen Zaun und ein Fahrrad – lediglich 2 Meter entfernt von einem elfjährigen – Kind unter sich begrub. Als die Risse immer größer wurden und die Nachbar*innen nicht nur um ihr Leib und Leben fürchteten, sondern auch damit begannen Notfallkoffer zu packen, wandten sie sich an unsere Stadtteilinitiative. Geplant wurde eine Kundgebung, nebenher wurde Kontakt zu verschiedenen Medien aufgenommen, sowie die kollossalen Schäden an den Häusern in den sozialen Medien dokumentiert. Durch diese Schritte wurde schnell ein dauerhafter Baustopp verhängt, der von Anfang Juli bis zum heutigen Tage andauert. Wir können nur hoffen, dass das für die skrupellosen am Bau beteiligten Unternehmen ein teures Geschäft wird. Wer so gewissenlos mit Menschen(leben) spielt, alles nur zugunsten eines profitablen Yuppie-Studierenden-Boardinghouses, dass zum Leidwesen der gesamten Nachbar*innenschaft gebaut wird, hat es absolut nicht anders verdient.

Fragen tun nicht nur wir, sondern auch die gesamte Nachbar*innenschaft, wie es mit der Fläche weitergeht. Das Bauunternehmen „R+V Hoch und Tiefbau“ hat wohl aufgrund der massiven Probleme und der Öffentlichkeitsarbeit das sinkende Schiff in den letzten Wochen verlassen und zieht auch ihre Gerätschaften von der Baustelle ab.

Quarterback ließ zuletzt vor einigen Wochen an die Bewohner*Innen der Häuser ausrichten, man wolle damit anfangen die Markgrafendamm 6 zu unterfangen, damit das Haus nicht weiter absinken kann. Passiert ist das bis jetzt aber dem Anschein nach nicht.

Weitere Informationen sind wichtig und notwendig, denn die Häuser 6 und 10 können nun weiterhin Schaden nehmen, auch wenn nicht mehr gebaut wird, vielleicht sind sie auf eine Unterfangung angewiesen. Hier möchten wir auch auf die Verantwortung des Bezirks- bzw. Bauamts verweisen. Wer solche skrupellosen Bauprojekte ohne mit der Wimper zu zucken, genehmigt und durchwinkt, ist auch für die Probleme, die diese bereiten, mitverantwortlich.

Die Bewohner*innen der betroffenen Häuser haben ein Recht auf Antworten und eine Sicherheit, dass sie in ihren beschädigten Häusern bleiben können. Wir als Initiative würden es sehr begrüßen, wenn der Bezirk oder die Stadt sich Gedanken macht, ob es nicht möglich wäre das Gelände für einen guten Preis der Firma „Quarterback“ abzunehmen. Vielleicht ist das Bauprojekt dort ohnehin gescheitert und mit Sicherheit ließe sich das Grundstück anderweitig sinnvoll nutzen.

Wir jedenfalls werden die Vorgänge genau im Blick behalten und die Bewohner*innen weiter in ihrem Kampf gegen „Quarterback“ und „International Campus“ unterstützen. Auf den Bezirk oder das Bauamt konnten sie in der Vergangenheit nicht vertrauen – was hilft ist Protest & Öffentlichkeit. Prinzipiell gegen jedes Luxusbauprojekt, aber insbesondere gegen die, die der Nachbarschaft solch ungeheuerlichen Schaden zufügen.

 

Presse:

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173685.stadtentwicklung-the-fizz-in-berlin-zerstoert-ein-luxus-neubau-die-nachbarhaeuser.html

https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/studi-apartments-in-friedrichshain-tiefbauarbeiten-losen-risse-in-nachbarhausern-aus-9943911.html

RBB-Beitrag Juni 2023:

Schäden-Dokumentation:

Kontakt für weitere Nachfragen: keinostkreuzcampus@riseup.net

Laskerkiez


Kundgebung: Samstag 29.07.23 – 15:30 Uhr – Corinthstraße 50, 10245 Berlin

Ende Juni ist es passiert: Das Herzstück der Kreuzung Corinthstraße/Bödikerstraße hat eine wichtige Kiezinstitution verloren. Der Postspäti „Filmfreund“, seit 15 Jahren u.A. von der Betreiberin Franziska geführt, musste aufgrund einer Kündigung des Eigentümers Dr. Friedrich G. Hoepfner und seiner „Helmut Greuel e.K. Hausverwaltung“ die Türen schließen. Was dort passieren soll? Niemand weiß es und auch Hoepfner und seine Hausverwaltung bleiben dem Kiez eine Antwort schuldig.

Diese traurige und für den Kiez fatale Entwicklung reiht sich ein in eine massive Gentrifizierungswelle der die Nachbar*innen des gesamten Laskerkiez seit über 2 Jahren ausgesetzt sind. Investor*innen, Unternehmen und andere Reiche entdecken den kleinen Südzipfel Friedrichshains als ihr persönliches El Dorado. Luxusbüros werden an jeder Ecke aus dem Boden gestampft, Wohnungen werden modernisiert, exorbitant teure Studierendenappartments errichtet. Viele Nachbar*innen müssen aufgrund dieser Tatsache den Kiez verlassen oder können es sich kaum noch leisten hier zu wohnen. Die Politik scheint diesen Entwicklungen gegenüber machtlos.

Der Postspäti war in all den Jahren seines Bestehens ein wichtiger Anlaufpunkt für die Nachbar*innen. Hier konnte Post abgegeben, abgeholt werden. Darüber hinaus gab es nette Gespräche und einen Treffpunkt für die Nachbarschaft. Hier haben sich Menschen kennengelernt und sich ausgetauscht. Am Ende des Tages genossen hier viele Menschen ihr wohlverdientes Feierabendgetränk. Nun nach der Schließung bietet sich auf der Kreuzung ein trauriges Bild: Sie wirkt unbelebt. Wo vorher noch das Leben in unserem Kiez pulsierte, kann nun niemand mehr sitzen und Zeit verbringen. Wir als Laskerkiez-Initiative haben uns mehrmals an den Eigentümer gewandt mit der Bitte um ein Gespräch. Herr Hoepfner besitzt nicht nur in Berlin mehrere Immobilien, sondern auch in Karlsruhe. Ohne Zweifel ist eine Institution wie der Postspäti nur ein winziger Teil seines umfangreichen Immobilienportfolios. Umso fataler, dass er uns nun ein wichtiges Stück Kiez weggenommen hat. Wir kennen einen Menschen, der den Postspäti gerne übernehmen und weiterführen möchte. Er würde sogar das Post- und Paketsortiment weiter ausbauen und mit DHL, UPS, PIN etc. erweitern. Somit wäre allen geholfen, da das Geschäft auch weiterhin boomen wird. Doch Herr Höpfner verweigert sämtliche Antworten und Gespräche. Deshalb möchten wir euch am Samstag den 29. Juli zu einer Kundgebung vor den Poststpäti einladen. Wir möchten dort abermals der Öffentlichkeit, Herrn Hoepfner und auch seiner Hausverwaltung zeigen, was der Postspäti für uns bedeutet und ihn herzlichst darum bitte sich auf Gespräche mit uns/dem potentiell zukünftigen Betreiber einzulassen. Es soll zu seinem Schaden nicht sein.

Kommt zur Kundgebung, wir fordern alle zusammen „Wir wollen unseren Postspäti zurück!“

Der Kiez ist was wir draus machen, das hier ist unsere Nachbarschaft und der Postspäti gehört dazu!

Laskerkiez


Euer Neubau ist unser Albtraum! Rettet unsere Häuser!

Kundgebung gegen die „The Fizz“ Luxus-Studierendenappartments von International Campus

03. Juni 23 – 14:00 Uhr Markgrafendamm 7-10, 10245 Berlin

(S-Bahn Ostkreuz / S-Bahn Treptower Park)

Ausgangslage

  • Am Markgrafendamm 7-10 im Laskerkiez, Friedrichshain entsteht das Studentenwohnheim THE FIZZ. International Campus (IC), „führender Entwickler und Betreiber von Konzepten für studentisches und urbanes Wohnen in Europa“, ist Eigentümer und baut seit Anfang 2022 auf der Fläche im Kiez.

  • THE FIZZ ist eine Marke von International Campus. Die möblierten Apartments werden temporär an Studierende zu einem Pauschalpreis vermietet. Dadurch werden sämtliche Mieter:innen-Schutzmaßnahmen wie die Mietpreisbremse umgangen und der Mietenspiegel im Kiez weiter in die Höhe getrieben.

  • Im THE FIZZ Köpenicker Straße, Kreuzberg kostet ein 20qm Apartment beispielsweise aktuell 1.075 Euro. Das ist keine Lösung für den Wohnraummangel in unserer Stadt oder anderswo – das ist Abzocke!

Markgrafendamm

  • Umgeben ist die Baugrube von bewohnten Altbauten. Durch monatelange Tiefbauarbeiten sind die Häuser abgesunken und mitunter große Risse in Wohnungen,Treppenhäusern und Fassaden entstanden. Fenster, Türen und Balkone können zum Teil nicht mehr genutzt werden.

  • In den Häusern Markgrafendamm 6 und 10 warten die Anwohner:innen vergeblich seit Monaten auf Informationen, ob und wann diese Schäden behoben werden. Auch die Frage, ob das Haus Nr. 6 den noch ausstehenden Bohrungen nebenan standhält, bleibt unbeantwortet.

  • Markgrafendamm 10 wurde vom Bauherren vor einigen Jahren bereits aufgekauft. So kann ohne Probleme die Fläche vor dem Haus bebaut oder Fenster der Anwohner:innen zumauert werden.

  • In beiden Adressen sind die Hausverwaltungen unkooperativ und lassen MieterInnen im Stich.

Forderungen und Aufruf

  • Bauen im Bestand kann nur funktionieren, wenn dies behutsam geschieht mit Rücksicht auf die im Kiez lebenden Menschen und bestehende Strukturen. Wir fordern deshalb Nachverdichtung ohne Vernichtung. Dieses Bauprojekt löst keine Not, es ist Teil des Problems!

  • Wir möchten das Schadensgutachten einsehen, was durch das Unternehmen Quarterback angefertigt wurde. Wir wollen wissen, was mit unserem Haus und in unserer Nachbarschaft passiert!

  • Wir sind gegen rein profitorientiertes, inhumanes und unsoziales Bauen sowie Gentrifizierung wie im Markgrafendamm! Die Wohnungsnot von Studierenden wird hier gnadenlos ausgenutzt – auf dem Rücken der Anwohner:innen.

  • Kundgebung am Samstag, den 3. Juni ab 14.00 Uhr vor der Baugrube am Markgrafendamm 7-10. Wir wollen aufmerksam machen auf die inzwischen sehr prekäre Lebensrealität im Kiez und unseren Nachbar:innen. Kommt vorbei und werdet laut gegen skrupellose Bauprojekte. Helft uns im Kampf um unsere Wohnungen! Denn: International Campus, euer Neubau ist unser tagtäglicher Alptraum! Rettet unsere Häuser!

Laskerkiez


Demonstration gegen Gentrifizierung am 9.7. um 15 Uhr
Start: Amazon-Tower // Ubhf Warschauer Straße
Ende: Laskerwiese // Bödikerstraße 
Berlin 2022: Die Gentrifizierung schreitet unablässig voran
Investor*innen, Konzerne und Reiche nehmen sich das, was allen gehört: Kultur, Gewerbe, Wohnraum. Das lassen wir uns nicht länger gefallen! Deswegen demonstrieren wir gegen den Ausverkauf der Stadt: Gegen die Umgestaltung des RAW-Geländes! Gegen den Amazon-Tower. Gegen den Bau von überteuerten Mikro-Apartments für Studierende und die gleichzeitige Verdrängung von Anwohner*innen! Gegen die Schließung der „Zukunft am Ostkreuz“ für unnötige Bürogebäude! Gegen die Verlängerung der A100!
Geht mit uns auf die Straße und macht deutlich, wem die Stadt gehört: Uns!
 
Nicht nur berlinweit merken Mieter*innen, dass die Heilsversprechen der Politiker*innen hohle Phrasen sind. Auch Rot-rotgrüne Politiker*innen sind nicht in der Lage, die massiven Probleme, die die kapitalistischen Umtriebe auf dem Wohnungsmarkt mit sich bringen, in Zaum zu halten. Luxusbauprojekte werden nahezu an jeder Ecke hochgezogen, nach wie vor gibt es viele Eigenbedarfskündigungen, Luxusmodernisierungen und Zwangsräumungen. Auch wenn Berlin als die Hauptstadt der Mieter*innenproteste gilt, leisten zu wenige Widerstand. 
Im ehemaligen Arbeiter*innenbezirk Friedrichshain sind viele Kieze fast vollständig durchgentrifiziert. Einige Straßenzüge und Kieze wurden von dieser Entwicklung noch nicht vollständig ergriffen, wie z.B. der Laskerkiez und der Rudolfkiez nahe der Modersohnstraße. Im Jahr 2022 werden aber auch hier Fakten geschaffen: Das Unternehmen Pandion errichtet an der Laskerstraße mit dem Ostkreuz Campus seinen ganz eigenen neoliberalen feuchten Traum. Ein hässliches mehrstöckiges Luxusbürogebäude in dem die zukünftigen Startup-Arbeiter*innen während der Arbeit „Spaß und Freizeit“ erwartet und sie mit Fahrrädern durch ihre Büroräume kurven können. Das alles füllt natürlich die Kassen des Millionenunternehmens Pandions und trifft die Nachbar*innen und Anwohner*innen der umliegenden Straßenzüge. Es ist klar, dass der Ostkreuz Campus die Mieten erhöhen und Gentrifizierungsprozesse massiv verschärfen wird, weshalb es konstant Widerstand von Anwohner*innen gibt. 
Ein paar Meter weiter wird die linke Kulturbar „Zukunft am Ostkreuz“ verdrängt. Hier konnten Nachbar*innen zu fairen Preisen Kino, Theater, Jazz, Konzerte und Veranstaltungen besuchen. Nun soll die Zukunft gehen, denn direkt nebenan möchte das Unternehmen „Trockland“ das Luxusbüroprojekt „A Laska“ errichten. Am Markgrafendamm baut das Unternehmen „International Campus“ ein gigantisches Mikro-Apartment-Projekt unter dem Titel „THE FIZZ“. Die günstigsten möblierten Zimmer werden dort ab 750 – 800 Euro pro Monat vermietet, laut Bauherrn an Studierende – die natürlich reiche Eltern brauchen. Das Unternehmen geht perfide vor: Ein angrenzendes Wohnhaus wurde kurzerhand aufgekauft, die Fenster der Bewohner*innen zugemauert und das Projekt sogar bis vor deren Wohnungstür vorangetrieben. Vorher hatten die Bewohner*innen dort einen dicht bepflanzten Parkplatz mit einer über 70-jährigen Kastanie – nun baut das Unternehmen 3 Jahre lang mit massivem Baulärm den Parkplatz zu, der Baum wurde bereits gefällt. 
An der Spree wird die letzte Ecke neben der Elsenbrücke bebaut – dort errichtet das Unternehmen RFR Development ebenfalls Luxusbüros. Ob Nachbar*innen nach der Errichtung noch freien Zugang zum Spreeufer haben, ist fragwürdig. 
Auch ein paar hundert Meter außerhalb des Laskerkiez sieht die Stadtentwicklung düster aus: An der Warschauer Straße wird in einer beunruhigenden Geschwindigkeit am EDGE Tower gewerkelt, in dem Amazon mit zig Büros vertreten sein wird. In der unmittelbaren Nähe steht bereits die Gentrifizierung und Luxusbebauung des ehemals subkulturell geprägten RAW-Geländes in den Startlöchern. Lokale Politiker*innen sind machtlos. Da kann ein grüner Baustadtrat noch so viele Bücher mit großspurigen Titeln wie „Wir holen uns die Stadt zurück“ schreiben. Im Fall vom EDGE Tower und dem RAW-Gelände versuchen Politiker*innen lediglich noch „das Schlimmste abzuwenden“ in dem Verträge geschlossen werden, so dass zumindest kleine Teile der Bauprojekte eine öffentliche Nutzung vorsehen. Im Fall der massiven Gentrifizierung des Laskerkiez waren sie nicht mal mehr im Stande den widerlichen Bauprojekten, die die Zukunft dieser Kieze besiegeln werden, überhaupt etwas entgegenzusetzen. Davon, dass „Wir“ uns die Stadt zurückholen, ist in Friedrichshain weit und breit nichts zu merken – es sei denn, dass dubiose „Wir“ steht für die kapitalstarken Unternehmen, die ihre rücksichtlosen Bauprojekte mit unerbittlicher Härte gegen den Willen von Anwohner*innen vorantreiben. 
In Lichtenberg wurde das gigantische Betrugsprojekt „Coral World“, ein großer Hotelkomplex, der dem Bezirk vorher noch als Aquarium und Bildungsstätte verkauft wurde, sogar mit den Stimmen der lokalen Linkspartei-Fraktion beschlossen. Dafür wurde im letzten Jahr das größte selbstverwaltete Wohnungslosen-Camp Deutschlands in einer nächtlichen Aktion, die heuchlerisch als „Kältehilfe“ deklariert wurde, geräumt. Das Kapital schafft überall Fakten, meist mit Unterstützung ihrer willigen Helfershelfer in Politik und Ämtern. 
Gegen all diese Missstände müssen wir aktiv werden. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass uns solch eine Stadtrückentwicklung von den Herrschenden als „alternativlos“ verkauft wird. Wir müssen laut und widerständig sein und der Politik und den Unternehmen zeigen, dass wir als Bewohner*innen dieser Kieze, Eigenbedarf haben. Wir wollen hier wohnen bleiben und unsere Nachbar*innenschaft und unsere Freiflächen selber gestalten. Dafür möchten wir am 9. Juli mit euch gemeinsam auf die Straße gehen und ordentlich Druck machen: für eine Stadt von unten! 
Die Politik und Unternehmen mögen noch so fleißig an einer Stadt der Reichen werkeln, doch wir werden das auf keinen Fall kampflos hinnehmen. 
Amazon, Pandion, Kurth-Gruppe, Coral World, IC Campus, Trockland und Co – Verpisst euch aus unseren Kiezen! Es sind unsere und nicht eure!
Demonstration gegen Gentrifizierung am 9.7. um 15 Uhr
Start: Amazon-Tower // Ubhf Warschauer Straße
Ende: Laskerwiese // Bödikerstraße 

Laskerkiez


Am 22. April erinnerten in Berlin-Friedrichshain Stadtteilinitiativen gemeinsam mit der VVN-BdA an die vergessenen Kämpfer*innen der Kampfgruppe Osthafen und schrieben so die Widerstandsgeschichte weiter

„Der Krieg was vorbei, da war Stille im Land,

da waren die Lautesten leis,

sie nahmen das Hitlerbild von der Wand,

ihre Westen, die wuschen sie weiß.“

Aus Song: 3 Rote Pfiffe, Schmetterlinge

Diese Stille im Land verschlang auch die wenigen Antifaschist*innen, die aus einer Position der absoluten Minderheit dabei halfen, den Nazikrieg in letzter Minute zu beenden. Dazu gehörte auch Paul Schiller. Für ihn organisierten am 22. April 2022 die VVN-BdA und die Stadtteilinitativen „Wir bleiben alle Friedrichshain“ und „Wem gehört der Laskerkiez?“ eine Gedenkveranstaltung und hoben ihn aus dem Dunkel der Geschichte. Es war einem Zufall zu verdanken, dass Mitglieder der Stadtteilinitiative auf einen Stolperstein stießen, den die „Verfolgten des Naziregime“ (VdN), der DDR-Organisation der Widerstandskämpfer*innen, am ehemaligen Wohnort von Paul Schiller in der Rochowstraße in Berlin-Friedrichshain gestalten ließen, allerdings mit einen falschen Datum. Dort wird seit Todestag irrtümlich um ein Jahr auf 1944 vorgelegt. Dabei wird das Entscheidende der Widerstandstätigkeit von Schiller und Genoss*innen verkannt, die in den letzten Tagen des NS-Regimes verhindern wollten, dass weitere Menschen sterben. Die Männer und Frauen, die vor allem Süden des Berliner Stadtteils Friedrichshain Ende April 1945, also vor 87 Jahren aktiv waren, nannten sich Kampfgruppe Osthafen, nach einem damals bekannten Hafengelände in dem proletarischen Gebiet. Sie setzte sich aus Mitgliedern der KPD, der SPD und Parteilosen zusammen, die im Nationalkomitees »Freies Deutschland« organisiert waren. Sie sprangen mit dem Fallschirm hinter den deutschen Linien und erhielten die Aufgabe, in der Reichshauptstadt wichtige militärische Objekte zu erkunden und Kontakte zur deutschen Widerstandsbewegung herzustellen, sowie Menschen, in letzter Minute zu überzeugen, die Seiten zu wechseln und nicht weiter für einen verbrecherischen Krieg ihr Leben zu lassen.

Deutsche Volksgemeinschaft bis zur letzten Minute

Doch sie trafen weiter auf ein Land, in dem die deutsche Volksgemeinschaft bis in die letzten Tage des NS-Regimes funktionierte. Daher waren sie sofort in großer Gefahr. Eine Gruppe, darunter der Sozialdemokrat Heinz Nawrot, geriet am 11. April 1945 in Lichtenberg in eine SS-Kontrolle und wurde in einem Feuergefecht am Weißenseer Weg völlig aufgerieben. Paul Lampe und Heinz Müller, Ende Februar 1945 mit einer Einsatzgruppe des Nationalkomitees »Freies Deutschland« illegal nach Berlin gekommen, organisierten im Stadtbezirk Friedrichshain die bewaffnete Kampfgruppe Osthafen, der rund 50 kommunistische und sozialdemokratische Genoss*innen sowie parteilose Antifaschist*inne angehörten. Von ihrem Stützpunkt in der Stralauer Allee 24 entwaffneten sie fanatische Nazis, überredeten deutsche Soldat*innen und Flakhelfer*innen dazu, die Waffen niederzulegen. Sie sprengten faschistische Munitionslager und verhinderten im letzten Augenblick die Zerstörung der großen Lebensmittelmagazine am Osthafen. Bei einer solchen Aktion ließen die Antifaschisten Fritz Fieber und Paul Schiller am 23. April 1945 ihr Leben. Darüber gab es in der DDR einen Bericht von einen der Überlebenden, der in dem 1975 im Dietz-Verlag veröffentlichten Buch „Kampftage in Berlin- Ein deutscher Antifaschist und Internationalist berichtet“ abgedruckt ist. Daraus wurde während der Gedenkveranstaltung Auszüge vorgelesen wurden. Sehr berührend beschreibt der Autor den Moment, als er vom Tod seiner beiden Mitstreiter erfuhr:

„Genosse Schiller lag leblos auf der Couch. Wir fühlten seinen Puls und bemühten uns, seinen Herzschlag zu hören. Vergeblich. … In diesen Minuten verspürte ich die Schwere der Verantwortung, die auf uns lastete, besonders deutlich. Ich blickte in die Gesichter der beiden Genossen und dachte: Zwölf Jahre haben sie in Not und Gefahr ihrer Partei die Treue in de Bewusstsein gehalten, dass der Tag der Befreiung kommen wird. Wieviel Hoffnung haben die Genossen darauf gesetzt, an diesem Tag mit dabei sein zu können“.

Warum Paul Schiller heute noch gedenken?

„Ihr, meine Enkel, was hört ihr so stumm

die alten, die kalten Berichte?

Jetzt trampeln sie wieder auf euern Rechten herum –

erinnert euch meiner Geschichte!“

Aus Song: 3 Rote Pfiffe, Schmetterlinge

Auf der Veranstaltung gingen Redner*innen auch auf diese Frage ein. Sie nannten Gründe, warum seine Geschichte nicht zur staatsoffiziellen Erzählung geronnen ist. Mit Genoss*innen wie Paul Schiller konnte man keinen Staat machen. Anders als die Männer des 20. Juli, denen heute offiziell besonders gedacht wird, haben Schiller und seine Mitstreiter*innen ihren Kampf gegen den NS nicht erst begonnen, als klar war, dass dieser den Krieg verloren hat. Viele von ihnen wußten bereits vor 1933 „Wer Hitler wählt, wählt Krieg“. Genau deshalb ist so wenig von den Mitgliedern der Kampfgruppe Osthafen bekannt, die unter Einsatz ihres Lebens mit dazu beitragen wollten, dass der NS besiegt wird. Es ist aber auch ein positives Zeichen, dass mit Menschen wie Paul Schiller eben kein Staat zumachen ist, wurde in einem Redebeitrag betont.

Seine und die Geschichte seiner Mitkämpfer*innen kann nur erzählt werden von sozialen Bewegungen, von linken Aktivist*innen, die hier und heute gegen die alle Formen von Faschismus, Nationalismus, Antisemitismus aktiv sind, die in den kapitalistischen Zumutungen, denen wir heute ausgesetzt sind, nicht das Werk „böser Kapitalisten“ sondern das Wirken des kapitalistischen Wertgesetzes erkennen. Deshalb hatten die beiden Stadtinitiativen die Initiative für die Ehrung von Paul Schiller ergriffen und damit auch das Wirken der Kampfgruppe Osthafen wieder dem Dunkel der Geschichte entrissen. Sie wollen auch in den nächsten Jahren weiter dazu beitragen, diese Geschichte weiterzuschreiben. Zu den konkreten Forderungen gehört ein Gedenkort für Schiller und die antifaschistischen Kämpfer*innen der Kampfgruppe Osthafen und eine Korrektur der Daten auf dem Stolperstein von Paul Schiller. Zudem könnte weiteren Mitkämpfer*innen wie der Arbeiterin, Gewerkschaftlerin und Kommunistin Gertrud Lewke gedacht werden, die ebenfalls Teil der Kampfgruppe Osthafen war.

Peter Nowak

Laskerkiez


Der Laskerkiez in Friedrichshain war seit jeher ein klassisches Arbeiterviertel, in dem die Nazis es während des 2. Weltkriegs nicht leicht hatten. Hier leisteten auch Menschen aus unserem Kiez Widerstand gegen den Naziterror. Am 22. April wollen wir uns näher mit einer dieser Personen beschäftigen und ihm für seine mutigen Taten danken. Er musste seinen Widerstand mit dem Leben bezahlen.

Am 23.4.1945 erreicht die 1. Belorussische Front der Roten Armee den S-Bahn-Ring in Lichtenberg und rückt ins südliche Friedrichshain vor. Die Befreier müssen sich von Haus zu Haus den Weg frei schießen, denn immer noch kämpfen die überzeugten Nazis für die Hitler-Diktatur.
Das ist umso mehr Grund für uns, an die wenigen, die den Nazis Widerstand leisteten, zu erinnern und sie zu ehren: Einen Tag vor Ankunft der Roten Armee, am 22.4.1945 kommen Fritz Fieber und Paul Schiller, zwei Mitglieder des Kommunistischen Widerstands, in Friedrichshain durch Granatbeschuss durch die SS ums Leben.

Ihrer „Kampfgruppe Osthafen“ war es gelungen, Munitionsdepots, eine Telefonkabelanlage und einen bemannten SS-LKW zu sprengen. Sie trafen sich in den Kellerräumen von Paul Schiller am Osthafen.
Paul Schiller lebte in der Stralauer Allee, vor der Hausnummer 24 ist ein Stolperstein für ihn eingelassen. Sein Leben und sein Tod sind uns Mahnung, die Erinnerung daran soll uns Verantwortung sein. Wir möchten euch daher einladen, mit uns zusammen am 22.4.2022 gemeinsam diese Erinnerung zu begehen. Wir treffen uns am Rudolfplatz zum Gedenken an den antifaschistischen Widerstand und wollen anschließend zu seinem Stolperstein spazieren, um dort Blumen niederzulegen.

Gedenkkundgebung an Paul Schiller: 22.04.2022 – 18 Uhr – Rudolfplatz (10245)

Veranstaltet von „Wem gehört der Laskerkiez“, VVN-BdA, Wir bleiben alle F’hain