Am 19.06.21 fand im Laskerkiez ein Kiezspaziergang mit anschließendem Freilichtkino auf offener Straße statt. Um 19 Uhr trafen sich zahlreiche Nachbar*innen vor der Corinthstraße 56, um von dort aus durch den Laskerkiez bis über die Hauptstraße, entlang der Rummelsburger Bucht, zurück in den Laskerkiez zu ziehen. Unterwegs gab es verschiedenste Redebeiträge und Berichte über die geplanten oder sich bereits im Bau befindlichen Luxusbauprojekte. Vorbei ging es u.A. an dem Ostkreuz Campus der Pandion AG, dem Bauprojekt von Trockland am Markgrafendamm, dem riesigen Eigentumswohnungsblock mit Boarding House von Adam Europe Real Estate und vielen weiteren Projekten, die diesen Kiez und seine Struktur auf Jahrzente beschädigen werden. Um aber nicht nur Schlimmes berichten zu müssen, wurde auch auf solidarische und selbstverwaltete Strukturen im Kiez wie z.B. die Laskerwiese, das Hausprojekt Bödi 9, den Wagenplatz „Fips“, das About:blank, die „Zukunft am Ostkreuz“ und die vielen solidarischen, nachbarschaftlichen Spätis in der Corinthstraße und drumherum aufmerksam gemacht. Andere Nachbar*innen und Passant*innen wurden unterwegs immer wieder gegrüßt und über unsere Motivation informiert. Oft wurde begeistert Beifall geklatscht oder sich sogar der Demonstration angeschlossen. Ab 22 Uhr begann vor dem Ostkreuz-Campus der Pandion Ag dann das Kiezkino mit dem Film „Mietrebellen“, in dem es um Mieter*innenkämpfe in Berlin geht.

Was die Freude an unseren Aktionen (#b1906) allerdings trübte, war eine massive Einschüchterungstaktik der Berliner Polizei. Mit nahezu einer ganzen Hundertschaft wurde die Demonstration begleitet. Polizist*innen waren schon Stunden vorher im Kiez präsent und wirkten dadurch einschüchternd auf Nachbar*innen.

Vor Beginn der Demonstration wurden völlig harmlose Schilder und Transparente auf „strafbare Inhalte“ geprüft. Ebenso fertigte ein Polizeibeamter Fotos von diesen an, obwohl offensichtlich keine strafbaren Inhalte aufzufinden waren. Sogar Zivilbeamte des LKA waren zugegen und verfolgten aufmerksam jeden Schritt der Teilnehmenden. Wieder andere Polizist*innen schmissen an der Ecke Bödikerstraße/Persiusstraße dutzende Kleinpflastersteine über und durch den Zaun mitten auf den naheliegenden Schulgarten. Ob die eingesetzten Polizeieinheiten wirklich davon ausgingen, dass von einer kleinen nachbarschaftlichen Kiezdemo gegen Gentrifizierung bei deutlich über 30 Grad eine akute Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.

Eine ebenso wie das Aufgebot völlig überzogene Einsatztaktik prägte auch den gesamten Verlauf der Demonstration. Ständig wurde gedrängt, dass die Demonstration zügig weitergehen soll. Auch aufgrund einer (real existenten) Wetterwarnung wurde durch die Polizei noch vor Beginn Druck aufgebaut, die Route um die Hälfte der Strecke zu verkürzen. Darauf eingelassen wurde sich zum Glück nicht – das Wetter blieb beständig. An der Ecke Corinthstraße / Modersohnstraße wurden mehrere Polizeibusse quer über die Straße gestellt, so dass es Teilnehmenden nicht richtig möglich war auf die andere Seite zu den dort anwesenden Passant*innen zu schauen und umgekehrt. Immerhin konnten wir durch Redebeiträge die Anwesenden darüber informieren, weshalb wir es für wichtig halten auf die Straße zu gehen – Es bleibt jedoch der Eindruck, dass es eine gezielte Abschirmung der Demonstration war. Des Weiteren verhielten sich Polizist*innen gerade nach dem Ende des Kinos und der Auflösung der Veranstaltung gereizt bis aggressiv den Teilnehmenden gegenüber. Angeblich sei, die nachts so gut wie kaum befahrene Persiusstraße, nicht schnell genug verlassen worden.

 

 

 

 

 

 

 

Bei unseren ersten zwei Demonstrationen bzw. Aktionen waren jeweils zwischen 200 – 250 Teilnehmer*innen anwesend. Ausgekommen waren die Versammlungen mit einigen wenigen Polizist*innen. Bei der letzten Versammlung am 05.06. waren lediglich 2 Polizisten anwesend, die die gesamte Versammlung betreuten ohne dass es zu Problemen oder Zwischenfällen kam. Warum wurde dieses Mal eine gesamte Hundertschaft angekarrt, die bereits Stunden vorher den Kiez belagert und somit abschreckend auf die Nachbar*innen wirkt? Eine Demonstration bei der mehr Polizist*innen zu sehen sind, als Teilnehmer*innen wirkt potentiell abschreckend und unattraktiv auf andere Menschen. So wird das Versammlungsgeschehen erheblich eingeschränkt, wie es auch bei unserer Demonstration am Samstag nun leider eindeutig der Fall war.